Energiespeicher statt Entsorgung: zweites Leben für Lithium-Ionen-Akkus
Das Forschungsprojekt CIRCULUS zeigt deutliche Potentiale auf

DARMSTADT – Im Rahmen des Projekts CIRCULUS widmete sich die e-netz Südhessen AG gemeinsam mit ihren Konsortialpartnern einer zentralen Frage der Energie- und Mobilitätswende: Was geschieht mit Lithium-Ionen-Batterien, wenn sie für den Einsatz in Elektrofahrzeugen nicht mehr geeignet sind? Im Rahmen einer Abschlussveranstaltung in Darmstadt präsentierte die Projektgruppe heute ihr Ergebnis: Gebrauchte Batterien können einer sinnvollen nachhaltigen Zweitnutzung zugeführt werden. Durch eine gezielte Umrüstung ist eine Weiterverwendung als stationärer Batteriespeicher, z. B. als Baustein der öffentlichen Energieversorgung, technisch umsetzbar. Gemeinsam mit den Partnern Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF, BMZ Germany GmbH, Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), Umicore AG & Co. KG und MC Services Nordhessen GmbH hatte die ENTEGA-Netztochter das Forschungsprojekt CIRCULUS im September 2021 gestartet.
Auch wenn sich die Ladekapazität von Autobatterien im Laufe ihrer Nutzung verringert und sie für den Fahrzeugbetrieb nicht wieder verwendet werden können, sind die Batterien noch nicht am Ende ihres Lebenszyklus angekommen. CIRCULUS zeigt eindrucksvoll, wie Lithium-Ionen-Batterien ein zweites Leben geschenkt werden kann. Diese Möglichkeit zur Zweitnutzung wird in den kommenden Jahren immer wichtiger: So warnt die Wissenschaft bereits, dass der Rohstoff Lithium vor allem im Zuge der wachsenden Nachfrage an E-Fahrzeugen bald knapp werden könnte.
Gleichzeitig entwickelten die Forschenden im Rahmen des Projekts Methoden, um den dafür nötigen Umarbeitungsaufwand um 30 Prozent zu reduzieren. Der zeitliche Aufwand für die Sicherheitsbewertung der gebrauchten Lithium-Ionen Zellen verringert sich ebenfalls um 30 Prozent. Besonders hervorzuheben ist die Steigerung der Rückführung konstruktiver Kunststoffe in den Wertstoffkreislauf um 80 Prozent.
„Als zukunftsorientierter Netzbetreiber ist es unser Anspruch, innovative Lösungen zu entwickeln, die ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Belange miteinander vereinen. Nachhaltigkeit ist dabei kein Nebengedanke, sondern ein zentraler Bestandteil unseres Handelns. Im Projekt CIRCULUS belegen wir, wie die Zweitnutzung von Batterien ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige Energiezukunft sein kann. Im Hinblick auf den Hochlauf von Wärmepumpen und Wallboxen wird Engpassmanagement immer wichtiger. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Speicher dabei eine wichtige Rolle übernehmen können, um die Stabilität im Stromnetz zu gewährleisten“, sagt Ines Schultze, kaufmännische Vorständin der e-netz Südhessen AG.
CIRCULUS beweist, dass ökologische Nachhaltigkeit und netzwirtschaftliche Effizienz erfolgreich miteinander verknüpft werden können. Nun gilt es, mit Unterstützung aus der Politik die regulatorischen Rahmenbedingungen zukunftsweisend umzugestalten. Netzbetreiber erhalten die Genehmigung für den Einsatz von Energiespeichern bisher nur unter strengen gesetzlichen Auflagen. Ines Schultze: „Noch fehlen ausreichende Anreize und Instrumente im gesetzlich-regulatorischen Rahmen, um Stromspeicher gezielt zur Entlastung der Verteilnetze zu nutzen.“